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Summit of the Future

Blog | 20. September 2024 | #Multilateralismus #Summit of the Future #UN

Die Geburt einer
neuen globalen Vision?

Als im Jahr 2020 die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nation zur 75 UN-Generalversammlung zusammenkamen, war die Ernüchterung über die internationale Zusammenarbeit, insbesondere unter dem Eindruck der Covid-19 Pandemie, groß. Es wurden schließlich Reformen definiert, um dem multilateralen System neues Leben einzuhauchen und UN-Generalsekretär Antonío Guterres mit deren Umsetzung beauftragt. Der Summit of the Future ist einer seiner Vorschläge, der Verständnis und Konsens zwischen den Mitgliedsstaaten schaffen soll, um aktuelle wie künftige Probleme besser gemeinsam zu lösen. 

Die Bedeutung und Ziele des Gipfels 

Die Welt steht vor Herausforderungen, die komplexer und globaler sind als je zuvor – von der Klimakrise bis hin zu wachsender sozialer Ungleichheit und zunehmenden geopolitischen Spannungen. Doch das internationale Vertrauen, diese Probleme durch ein multilaterales System mit den Vereinten Nationen im Zentrum zu lösen, ist geschwunden – die Kluft zwischen ambitionierten Reformideen und der oft chaotischen Realität internationaler Politik ist unübersehbar. Ein neues Format soll nun diesen Vertrauensverlust überwinden und den Multilateralismus wiederherstellen: Der Summit of the Future.

Das Hauptziel des Gipfels: die Förderung einer inklusiven, nachhaltigen und gerechten Welt. Dies soll durch einen neuen internationalen Konsens erreicht werden, der nicht nur die  Umsetzung der Agenda 2030 beschleunigt, sondern auch die UN für zukünftige Herausforderungen wappnet. 

 Ergebnis des Gipfels soll ein Abkommen sein – der „Zukunftspakt“. Dieser umfassende Pakt adressiert zentrale Themen wie: 

  1. Nachhaltige Entwicklung und deren Finanzierung 
  1. Internationale Friedenssicherung 
  1. Wissenschaft und Technologie 
  1. Interessen von Jugendlichen und zukünftigen Generationen 

Zudem wird der Pakt einen globalen digitalen Kompakt (Global Digital Compact, GDC) und eine Erklärung über zukünftige Generationen (Declaration on Future Generation, DOFG) enthalten. 

Die Deutsche Rolle 

Deutschland kam bei der Vorbereitung und Verhandlung der Abkommen eine besondere Rolle zu, da die Bundespublik gemeinsam mit Namibia den Prozess des Zukunftspakts moderiert und organisiert. Sambia und Schweden waren für den digitalen Kompakt (GDC) und die Niederlande und Jamaika für die Erklärung über zukünftige Generationen (DOFG) zuständig.  

Die Verhandlungen solcher Abkommen sind oft langwierig und kompliziert, da die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Staaten aufeinanderprallen. Der Zukunftspakt wird zudem in einer angespannten globalen Situation verhandelt und behandelt kontroverse Themen, wie zum Beispiel die Reform des UN-Sicherheitsrat.  DC) und eine Erklärung über zukünftige Generationen (Declaration on Future Generation, DOFG) enthalten. 

Unsere Erwartungen 

Die DSW hat sich seit 2023 dafür eingesetzt, dass Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR), Menschenrechte, Gesundheit und die Bedürfnisse von jungen Menschen entsprechend auf der Agenda stehen. Dass viele dieser Punkte aufgegriffen wurden, war ein großer Erfolg, dem jetzt ambitionierte Beschlüsse folgen müssen. 

Schauen wir auf die Halbzeitbilanz der SDGs von 2023 wird klar: wir sind von deren Erreichung noch entfernt.  Bisherige Anstrengungen sind nicht genug; mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung erreicht die Zielsetzungen überhaupt nicht. Über 50 Prozent der SDG-Ziele zeigen schwache Fortschritte, bei 30 Prozent stagnieren die Entwicklungen oder kehren sich um. Entscheidende Ziele wie die Bekämpfung von Armut, Hunger, Klimawandel und Geschlechtergerechtigkeit sind gleichermaßen betroffen. 

Der Summit of the Future bietet eine einzigartige Chance, die globale Entwicklungsagenda neu auszurichten und zu beschleunigen. Die Anstrengungen zur Erreichung der SDGs müssen intensiviert werden.  Besonders wichtig dabei: Ansätze zu priorisieren, die Menschen mit mehrfachen und sich überschneidenden Diskriminierungen in den Fokus rücken, insbesondere Mädchen und junge Frauen in all ihrer Diversität. Hierin liegt das größte Potenzial.  

Geschlechtergerechtigkeit ist eng mit der Erreichung vieler SDGs verknüpft – ein Thema, das in dem Abkommen verankert werden muss.  Wir setzen uns aber auch dafür ein, dass der Pakt folgende Aspekte fest verankert: 

  • Stärkung der Rechte junger Menschen 
  • Förderung sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte 
  • Einbeziehung der Zivilgesellschaft 
  • Unterstützung besonders marginalisierter Gruppen 

Der Summit of the Future bietet eine einzigartige Chance, die globale Entwicklungsagenda neu auszurichten und zu beschleunigen und auch ein Zeichen gegen den erstarkenden Antifeminismus zu setzen. Es liegt nun an den teilnehmenden Staaten, diese Gelegenheit zu nutzen und ambitionierte, aber umsetzbare Ziele zu setzen. Es geht schließlich um die Zukunft der gesamten Bevölkerung. Die Ergebnisse der langwierigen Verhandlungen werden voraussichtlich am 23. und 24.09 beschlossen.  

Marlene Weck