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#March2Parliament: Für ihre Zukunft geht Afrikas Jugend auf die Straße 

Blog | 12. August 2024 | #Demonstrationen #Gen Z #Kenia #Politik #Proteste #Tansania

Anlässlich des International Youth Day (12. August) schauen wir nach Ostafrika: Dort begehrt die junge Gen Z gegen die Staatsführungen auf – unter anderem in Kenia und Uganda. Ein Überblick.

„Es ist unsere einzige Möglichkeit, unsere Stimme hören zu lassen“, sagt John Mbaziira der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) in einem Interview. Der 28-Jährige, der als Technischer Ausbilder arbeitet, steht bei den Protesten in Ugandas Hauptstadt Kampala immer wieder mit an vorderster Front. John und seine Mitstreiter*innen kämpfen gegen die Korruption im Land, gegen den Machtmissbrauch und nicht zuletzt für den Rücktritt der umstrittenen Parlamentssprecherin Anita Among.

Getragen werden die Aktionen vor allem von jungen Leuten der sogenannten Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010), organisiert häufig über Social-Media-Kanäle, etwa unter dem Hashtag #March2Parliament.Die Kritik richte sich vor allem gegen die Verschwendung von Steuergeldern für den luxuriösen Lebensstil der Regierungsmitglieder und den fehlenden Zugang zu Bildung und besserer Gesundheitsvorsorge für das Volk, erklärt Mbaziira. „Davon sind in einem Land mit 45 Millionen Einwohnern, von denen 78 Prozent junge Menschen sind, sind gerade diese direkt und indirekt stark betroffen.“

Start in Kenia, Uganda folgt

Die Welle begann in Kenia. Dort wurde im Mai ein neues Steuergesetz im Parlament vorgestellt. Unter anderem , so berichtet der „Deutschlandfunk“, sollte es neue Steuern auf wichtige Lebensmittel und Güter wie Brot, Speiseöl und Damenbinden geben. Präsident William Ruto begründete die Novelle mit den hohen Schulden des Landes, doch die junge Generation wirft Ruto vor, dass er und seine Regierung die soziale Realität und die wirtschaftliche Lage großer Teile der Bevölkerung überhaupt nicht erkenne, zitiert der „Deutschlandfunk“ Joachim Paul von der Heinrich-Böll-Stiftung in Nairobi.

Brian Otieno war als Berichterstatter bei den Protesten in Nairobi vor Ort. Er sagt im Gespräch mit der DSW: „Angesichts der alarmierenden Jugendarbeitslosigkeit und des Mangels an Arbeitsplätzen fühlt sich die jüngere Bevölkerung von einem System vernachlässigt, das die Reichen bevorzugt. Die Jugendlichen betrachten die Proteste als eine Möglichkeit, ihre Frustration auszudrücken und von ihrer Führung Rechenschaft und Veränderung zu fordern.“

Die Parlamentssprecherin und die Eisenplatten

Ähnlich gestaltet sich die Lage in Uganda, dort begannen kurz darauf erste Proteste und Demonstrationen, die sich immer wieder auch gegen Parlamentssprecherin Among richteten. Sie soll nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) in einen Skandal um gestohlene Eisenplatten verwickelt sein. Diese Platten waren im Rahmen eines von der Regierung finanzierten Projekts für Unterkünfte bedürftiger Menschen vorgesehen, landeten aber im Besitz von Politikern und ihrer Familien, so die „FAZ“ weiter.

Die Aktivist*innen in Kenia haben mittlerweile schon einen riesigen Erfolg verbuchen können: Präsident Ruto hat nicht nur das Steuergesetz zurückgenommen, sondern auch sein Kabinett entlassen. Doch der Weg zu dieser Kehrtwende war blutig. Sicherheitskräfte setzten Tränengas, Wasserwerfer und scharfe Munition gegen die Demonstrant*innen ein. Es kam zu Dutzenden Todesfällen im Land. In Uganda hat Staatspräsident Yoweri Museveni, seit vier Jahrzehnten im Amt, Polizei und sogar Militär gegen die Protestierenden eingesetzt. Laut „Deutschlandfunk“ sind 104 Menschen festgenommen worden; es soll auch zu Misshandlungen gekommen sein.

Doch selbst davon ließen sie sich nicht abschrecken, betont John Mbaziira im Gespräch mit der DSW: „Trotz der Bedrohung durch Gewalt und Unterdrückung drückt auch der Rest der Gesellschaft seine Unterstützung für die Proteste aus.“ Denn letztendlich würden diese Menschen die gleiche Wut und das Gefühl teilen, dass diese Ausbeutung endlich beendet werden muss – genau wie diejenigen, die bei den Demos vorneweg marschieren.

Auch aus Ghana und Nigeria im Westen des Kontinents gibt es erste Berichte über Proteste. Einige Medien sprechen bereits von einem „Afrikanischen Frühling“. Professor Macharyam Monyeny von der Universität Nairobi glaubt an einen Paradigmenwechsel. „Das sind Leute, die gut ausgebildet sind und denen versprochen wurde, dass die Dinge besser werden“, erklärt er im „Deutschlandfunk“. Jetzt sind sie aus der Schule, aber es ist nicht besser, sondern schlimmer. Und der Grund dafür sind nicht irgendwelche Naturkatastrophen, sondern eine inkompetente Regierung und deren schlechte Politik. Und darauf reagieren sie.“

Nils Hartung

Senior Referent Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

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