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Mpox auf dem Vormarsch – was hilft jetzt wirklich? 

Blog | 16. August 2024 | #Entwicklungszusammenarbeit #Gesundheit #Gesundheitsforschung #Globale Gesundheit

Seit Tagen dominieren vier Buchstaben neben US-Wahlkampf und Olympia-Nachlese die Nachrichten: Mpox. Jetzt ist es in Schweden zum ersten registrierten Fall außerhalb Afrikas gekommen. Und plötzlich scheint die Krankheit, die früher unter dem Namen „Affenpocken“ bekannt war, ganz nah. Doch Aktionismus und Angst sind in einer solchen Situation keine guten Ratgeber – siehe Corona.

Eine vermeintliche Ausbreitung in Europa, Nordamerika und Australien mit Maßnahmen wie Reiseverboten oder Beschränkungen der Ausfuhr wichtiger medizinischer Produkte in die am stärksten betroffenen Länder in Subsahara Afrika zu unterbinden, ist keine Lösung. Wichtig ist vielmehr eine solidarische Reaktion, um zu gewährleisten, dass die betroffenen Regionen Unterstützung erhalten und um Ausbrüche entsprechend bekämpfen zu können. Und das heißt vor allem Forschung und Entwicklung zu stärken.

131 Millionen für Mpox – 3,7 Milliarden für Corona

Denn aktuell sieht das eher düster aus: Der Zugang zu Tests, Behandlungen und Impfstoffen gegen Mpox ist in Afrika völlig unzureichend. Die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC schätzt den aktuellen Bedarf auf etwa zehn Millionen Impfdosen. Auch die Diagnostik ist im Hinblick auf Mpox derzeit noch unzureichend, gezielte therapeutische Mittel zur Behandlung erkrankter Personen fehlen gar völlig. Laut G-FINDER-Erhebung gab es im Jahr 2022 für Forschung und Entwicklung im Fall Mpox Gelder in Höhe von etwa 131 Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: Für die Bekämpfung von Covid-19 standen 3,7 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. 

Dabei gibt die Forschung durchaus Anlass zur Hoffnung. „Mpox ist nicht so leicht übertragbar“, sagte Virenforscherin Marion Koopmans von der Erasmus-Universität Rotterdam (Niederlande) geo.de. „Es wird durch direkten Kontakt verbreitet und ist daher ­­– theoretisch – relativ leicht zu stoppen, wenn es diagnostiziert und erkannt wird.“ Das Problem: Es gibt zwar laborbasierte Tests, allerdings dauert es, bis entsprechende Ergebnisse vorliegen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie in Regionen mit einer begrenzten Laborkapazität oft nicht zur Verfügung stehen.

Alarmsignal für konzertierte Aktion

Bei Mpox handelt sich laut Robert Koch-Institut (RKI) um eine Zoonose, also eine von infizierten Tieren auf den Menschen übertragbare virale Infektionskrankheit. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind laut RKI vor allem bei engem Kontakt möglich. Weitere Informationen zu Mpox gibt es beim RKI in einem FAQ auf seiner Website. 

Am 14. August dieses Jahres hat die WHO eine sogenannte gesundheitliche Notlage wegen Mpox ausgerufen. Vorangegangen war der Nachweis einer offenbar neuen Variante des Virus, der ansteckender als seine Vorgänger sein soll und auch schwerere Krankheitsverläufe im Anschluss auslösen kann. Konsequenzen aus dieser gesundheitlichen Notlage, etwa Reisebeschränkungen oder gar Quarantäne entstehen keine. Das Vorgehen ist eher als eine Art Weckruf an die Welt zu verstehen und soll die Notwendigkeit einer global koordinierten Reaktion in Solidarität mit den betroffenen Gemeinschaften hervorheben.

Aufgetreten sind Erkrankungen und Verdachtsfälle unter anderem in Kenia, Uganda, Burundi und vor allem in der Demokratischen Republik Kongo. Dort hat es nach Informationen der „Tagesschau“, die sich auf die CDC beruft, bereits mehr als 500 Todesfälle gegeben. Auch im Sommer vor zwei Jahren hatte die WHO schon einmal eine Notlage ebenfalls wegen Mpox ausgerufen. Damals war es in mehr als 60 Ländern weltweit zu Infektionen gekommen – unter anderem in Deutschland.

Und, um die Ausgangsfrage des Artikels zu beantworten, helfen würden vor allem eine Ausweitung von Forschung und Entwicklung in Bezug auf Mpox; außerdem die Bereitstellung von Geldern für die Produktion von Impfstoff(en) sowie die Gewährleistung eines gerechten Zugangs. Tim Nguyen, Referatsleiter bei der WHO, sagte laut geo.de, es stünden insgesamt 500.000 Impfdosen vom MVA-BN-Impfstoff zum Kauf bereit. Weitere 2,4 Millionen könnten bis Ende des Jahres produziert werden, wenn es feste Aufträge gebe. Die WHO appellierte an Geberländer, dafür Geld bereitzustellen. Sie bat Länder mit Lagerbeständen auch darum, Impfdosen abzugeben.

Nils Hartung

Senior Referent Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

Mara Scherner

Referentin Global Health R&D Deutschland

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